Woche 8 – Trampen im Iran – Teil 1/1

Tage 54-58, 11.-15.4, Samstag bis Mittwoch

Eine ganz normale Woche, mit Schule, Verabredungen, angequatsche in der Metro. An einem Tag bin ich im Laleh Park joggen gegangen und habe meine restlichen Sachen aus Velenjak abgeholt.
Für das Wochenende wollte ich ursprünglich nach Ardebil fahren, weil auf Grund eines Schulausflugs das Wochenende um einen Tag verlängert wurde. Der Ausflug wurde aber abgesagt und so verabredete ich mit I., dass wir uns in Kaschan treffen sollten. Sie empfahl mir, auch ein Bergdorf, Abyaneh, zu besichtigen. Ich beschloss, aus dieser Reise das erste Tramperlebnis im Iran zu machen.
Am Donnerstag würde ich nach Abyaneh trampen, dort irgendwo im Zelt übernachten und dann am Freitag nach Kaschan per Anhalter fahren und die Stadt mit I. besichtigen.
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Tag 59, 16.4, Donnerstag

Ich startete natürlich früh morgens und nahm als Verpflegung nichts weiter als eine Box Datteln (800g) und 2 Liter Wasser mit. Um Viertel nach neun war es dann soweit. Ich hielt mein Schild mit کاشان (Kaschan) raus. Es dauerte auch nur ein paar Minuten, bis ich mitgenommen wurde. Davor hielt aber mindestens ein Auto und wollte Geld. Denn in Iran ist das Trampen unbekannt. Nur wenige Menschen ist diese Art des Reisens bekannt. Von daher fragte ich immer, ob es ein Problem sei, dass ich kein Geld hätte. Drei Mal, da erst dann klar wird, ob das Angebot nicht eine Höflichkeit des Fahrers war.
Der erste Fahrer war ein Anwalt aus Teheran auf dem Weg nach Arak, der mich in Qom rausließ. Jedoch nicht ohne Fotos, auf denen er lächerlich posierte und meine Telefonnummer wollte. Zum Glück hatte ich am Vortag noch eine zweite SIM-Karte besorgt und ihn so zufrieden stellen.
In Qom musste ich etwas länger warten. Erst stand ich neben einer kleinen Baustelle, auf der gearbeitet wurde. Natürlich hatten die Arbeiter keine Ahnung, was ich tat.
*“Ich mache Autostop.“
#“Was, du willst mit Bus [Autobus] fahren?“
*“Nein, mit dem Auto.“
#“Also mit dem Taxi.“
*“Nein, ohne Geld mit Auto. Das ist kein Problem. Das heißt Auto-stop.“
#“Doch mit dem Bus?“.
*“VERDAMMT NOCHMAL!!! NEIN!!!!!“
Es war wirklich sehr nervig. Zumal mein Mund von ganzen „Es ist kein Problem“-Gerede (Moschkele nist) trocken wurde und ich irgendwann „Choschgele nist“ (Er ist nicht schön) sagte, was die Leute noch mehr verwirrte. Nach einer halben Stunde, es hielten nur Leute an, die Geld wollten, lief ich zweihundert Meter weiter, wo ich ungestört war. Und keine fünf Minuten später hielt ein alter Mann mit einem jüngerem auf dem Beifahrersitz, die nach Kaschan fuhren.
Während der Fahrt tranken sie Kaffee und boten mir auch welchen an. Und der alte Mann konnte sogar Österreich zuordnen, wo ich herkam.
In Kaschan (auf meinem Schild stand mittlerweile Abyaneh/Natanz) hielt dann ein Auto mit drei alte Frauen, die mir allerdings nur mitteilen wollten, dass sie nach Kaschan fahren. Eine wollte unbedingt, dass ich trotzdem mitkomme, aber schließlich sind sie gefahren. Nach 10 Minuten hielt dann ein Fabrikbesitzer aus Esfahan, der für mich einen Umweg bis nach Abyaneh machte und mich zum Mittag einlud. Nach noch nicht einmal fünf Stunden war ich dort. Natürlich sagte ich ihm dreimal, er bräuchte es nicht tun, aber ich glaube, er bereute trotzdem seine Entscheidung, da das Essen für iranische Verhältnisse ziemlich teuer war (7EUR) und er eine Eintrittsgebühr für Abyaneh (1,40EUR) zahlen musste.
Ich konnte jedenfalls gestärkt durch das Dorf laufen, in dem es leider nur so von quakenden Teenager-Mädchen wimmelte. Die „Ureinwohner“ taten mir wirklich Leid, war das Dorf mittlerweile doch voll auf den Tourismus eingestellt, mit der Möglichkeit in traditionellen Kostümen zu posieren. Abseits der winzigen Hauptstraße, bot sich dann ein ursprünglicheres Bild. Frauen redeten miteinander, ein Hirte hütete an einem kleinen Abhang zwischen Häusern seine Schafe und man wurde freundlich begrüßt. Im Gegensatz zu den Teenagern, die sich wie die Aasgeier um Fotos rissen.
Um 17Uhr machte ich mich dann auf, einen Schlafplatz auszuwählen. Ein paar hundert Meter neben der Straße verläuft ein kleines Rinnsal, das für die Bewässerung von grünen Gärten mit Apfelbäumen genutzt wird. Auf Höhe des nächsten Dorfes fand ich dann auch einen geeigneten Platz und nachdem das Zelt aufgebaut war, konnte ich im Schlafsack liegen, dem Prasseln des eingesetzen Regens lauschen. Die Luft war so rein in Deutschland und es war herrlich. Ein Hauch von Sommerurlaub war zu spüren.
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Tag 60, 17.4, Freitag

Um 6.30Uhr stand ich auf, das Zelt war getrocknet und die Sonne strahlte das noch schlafende Dorf Tareh an. Um acht Uhr, begann ich Richtung Kaschan zu laufen, zur selben Zeit, wie I. sich auch im Bus aufmachte. Nach einer Stunde laufen, hielt mit dem zweiten Auto ein Taxifahrer und nahm mich zum Busbahnhof in Kaschan, wo wir kurz vor zehn ankamen. Auf dem Weg dorthin kamen wir an der Wiederaufbereitungsanlage von Natanz vorbei und in der Gegend standen mehrere Flakgeschütze herum.
Kurz nach halb elf traf dann auch I. ein und wir begaben uns in die Stadt. Ich hatte allerdings meinen Studentenausweis vergessen und hätte somit eigentlich den 10fach Touristenpreis zahlen müssen. Allerdings trat das Gegenteil ein. Ich erzählt jedem an der Kasse, dass ich meinen Ausweis vergessen hätte. So kam ich in den Fin-Garten kostenlos und in die folgenden zwei Museen I. kostenlos herein während ich den ermäßigten Preis zahlen durfte.
Da Freitag war, ist Kaschan nicht viel losgewesen; der Basar war wie ausgestorben und es herrschte eine entspannte Atmosphäre. Wir hatten einen schönen Tag und das Wochenende war gelungen.
Um 18Uhr fuhren wir dann wieder nach Esfahan bzw. Teheran zurück.
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Unter der Woche

Fotos von Abyaneh

Fotos von Kaschan