Alles über Dehkhoda – FAQ

Weil ich mittlerweile erfreulicherweise ab und zu Fragen zugeschickt bekommen, möchte ich hier die meistgestellten beantworten.
Natürlich könnt Ihr mir weiterhin E-Mails schreiben.

Was für Kurse gibt es am Dehkhoda?
Ist ein Sprachkurs am Dehkhoda Institute generell empfehlenswert?
Wie sieht der Anmeldeprozess aus?
Welche Unterkunftsmöglichkeiten werden angeboten?
Gibt es eine Kantine mit kostengünstigem Essen am Institut?
Wie hoch sind Kosten für Lebensmittel und den sonstigen Lebensunterhalt?
Wie ist das Internet und das Telefonieren?
Wie verhält es sich generell mit Restriktionen?
Wie soll man sich Frauen gegenüber verhalten?

Was für Kurse gibt es am Dehkhoda?

Es gibt zwei Arten von Kurse am Dehkhoda: Einen Intensivkurs und einen Normalkurs. Der Intensivkurs dauert 6 Wochen und es gibt 5 Tage die Woche (Samstag bis Mittwoch, Donnerstag und Freitag ist Wochenende) Unterrichtseinheiten von 9Uhr bis 12Uhr, wobei von 10.15Uhr bis 10.45Uhr eine Pause ist. Zwischen den Kursen ist eine Woche Ferien.
Der Normalkurs findet 9 Wochen am Nachmittag von 15.30Uhr bis 17.45Uhr und Samstags, Montags und Mittwochs statt.
Die genauen Zeiten können auf der Webseite nachgelesen werden.

Ist ein Sprachkurs am Dehkhoda Institute generell empfehlenswert?

Wenn man keine Farsi-Kenntnise besitzt, sind die Einsteigerkurse am Dehkhoda-Institut bestimmt nicht verkehrt. Es wird das Schreiben, Lesen und natürlich Sprechen beigebracht. Es gibt zusätzlich zu den Unterrichtseinheiten auch Hausaufgaben und natürlich sollte man die Vokabeln lernen (nach dem ersten Kurs waren es bei mir stolze 700 Stück).
Es gibt Lehrbücher, allerdings ist alles, auch der Unterricht auf Persisch. Die Lehrer können zwar Englisch, aber nicht alle Schüler. Daher ist die Unterrichtssprache Persisch.
Meiner Meinung nach ist das Begreifen der Grammatik dadurch ziemlich kompliziert und sollte durch den Kauf von Literatur in der eigenen Sprache ergänzt werden (ich hätte es machen sollen, hab’s aber nicht).
Eine weitere Sache ist, dass auch iranische Doppelstaatler und Araber die Anfängerkurse besuchen, um das Schreiben zu lernen. Sprechen können Sie perfekt, die Araber auch gut, sodass der Niveauunterschied im Wortschatz und beim Sprachtempo in gemischten Klassen für die kompletten Anfänger ziemlich nervig sein kann.
Das Tempo ist ziemlich hoch, es wird sich nicht an den schlechtesten orientiert, aber auch nicht an den Doppelstaatlern.
Ich würde, da ich die Sprache jetzt schon einigermaßen beherrsche und weiß, wo meine Schwächen sind, nicht mehr an das Institut gehen. Meiner Meinung nach macht das autodidaktische Lernen durch den Kontakt mit Iranern, das Konsumieren von Medien, Bücher lesen, das Verfassen von kleinen Aufsätzen und das Ausmerzen von Schwächen mit Hilfe von Fachbüchern mehr Sinn.

Wie sieht der Anmeldeprozess aus?

Ich habe im Januar 2015 begonnen und mich im September angemeldet. Auf der Webseite steht, dass man sich drei Monate vor Beginn des Kurses anmelden soll.
Verlangt werden:

  • Das ausgefüllteVisumformular
  • Das Anmeldeformular
  • Die ersten Seiten des Passes (mit den persönlichen Infos)
  • (nicht obligatorisch) Eine Kopie des Studienabschlusses, bzw. der aktuelle Studentenausweis

Mittlerweile kann man sich scheinbar online bewerben: http://icps.ut.ac.ir/Dehkhoda_e/application.php
Wenn Unterlagen fehlen, kommt eine Rückmeldung meist relativ schnell. Ansonsten werden Fragen eher ignoriert als beantwortet. Ich habe am 22. Dezember die Zusage bekommen, dass ich am 24. Januar anfangen kann.

Welche Unterkunftsmöglichkeiten werden angeboten?

Es gibt verschiedene Wohnheime und die Situation wird sich wahrscheinlich geändert haben, seit ich dort studiert habe.
Ich glaube, die Studenten werden eher in Velenjak untergebracht. Sollte das nicht gewünscht sein, so empfehle ich, in den ersten Tagen ein Verlegen zu beantragen.
Den ersten Kurs habe ich in Velenjak gewohnt (offiziell Danesh Pazhuhan Dormitory):

  • Direkte Busverbindung (20-25min, 5000Rial) zur Schule, zu Fuß ca. 1h
  • Im Norden Teherans, also in wohlhabender Nachbarschaft
  • Allerdings ist abends nix los und man braucht min. 90min ins Zentrum, das Wohnheim ist jedoch fußläufig vom „Dach Teherans“ (Bam-e Tehran). Dort ist es sehr schön und der Weg eignet sich auch gut zum Joggen
  • Die Zimmer werden wöchentlich gereinigt
  • Einzelapartments gibt es auch
  • Männer und Frauen sind im selben Gebäude untergebracht, aber in getrennten Zimmern
  • Es gibt offiziell eine Ausgangssperre und einen Nachtwächter, aber ich hatte nie Probleme, wenn ich um 2Uhr morgens kam oder um 24 Uhr oder 4 Uhr morgens ging
  • Die Preise können hier entnommen werden (Danesh Pazhuhan dormitory of Shahid Beheshti University), aber ob die aktuell sind, möchte ich nicht bestätigen
  • Es gibt eine Waschmaschine im Haus, ein Waschgang kostete 50000 Rial
  • Überwiegend von Nicht-Chinesen und Menschen mit heller Hautfarbe bewohnt (klingt rassistisch, ist aber so)
  • 1GB Internet im Monat gratis

Danach habe ich in der Nähe des Enghelab-Platzes gewohnt (Tehran University Dormitory, Mr. Zanguyi):

  • Ca. 1h-1:30h mit den öffentlichen zur Schule mit dem Schnellbus (mit Metrokarte ca. 3000 Rial oder 6000 Rial, wenn man Parkway umsteigt und nicht läuft),
    20-40min mit dem Sammeltaxi (30 000 Rial)
  • Direkt im Zentrum gelegen
  • Supermärkte, Imbisse, Obst- und Gemüseverkäufer, Restaurants, Cafés, alles fußläufig und nah
  • Super Metro- und Busanbindung (der Bus fährt Tag und Nacht, also 24/7)
  • Um 22.30Uhr kann man immernoch ein Burger oder Falafel gekauft werden
  • In der Nähe vom Laleh Park, der sehr cool ist
  • Es gibt keinen Portier, man kann kommen und gehen, wann man möchte
  • Kein Internet
  • Viel preiswerter als Velenjak – Preise (Tehran university dormitory)
  • Ein 4 stöckiges Gebäude mit je einer Wohnung je Stockwerk. Jede Wohnung hat 3 Schlafzimmer (eines ohne Fenster) mit je 2 Betten. Es gibt eine Badezimmer und eine zusätzliche Toilette, eine Küche und ein vergleichsweise großes Aufenthalts- bzw. Esszimmer
  • Ein Zimmer kann gegen einen geringen Aufpreis auch alleine bewohnt werden
  • Zu meiner Zeit gab es keine Waschmaschine, die Bewohner mussten auch selber sauber machen, es gab auch keinen Staubsauger (solltet ihr als Mietminderungsgrund anführen!) und manchmal war die Heizleistung so schwach, dass mit dem Gasherd geheizt werden musste
  • Es gibt eine Dachterasse, von der aus man bei geringem Smog den Damavand sehen kann
  • Der Vermieter, Herr Zanguyi, ist also nicht sehr engagiert, man muss ihm echt auf die Nerven gehen und notfalls mit Aussetzen der Miete drohen

Fazit:
Mir persönlich gefiel es in Enghelab besser. Man ist ziemlich schnell überall, meine Bekannten wohnten auch in der Nähe, man bekommt mehr vom Leben mit und das Preis-Leistungs-Verhältnis ist trotz aller Widrigkeiten unschlagbar.
Allerdings hatte ich ziemlich putzfaule Mitbewohner und ich sehe nicht ein, alles alleine zu säubern. Man muss halt Glück haben oder durchgreifen.

Es gibt außerdem noch ein anderes Wohnheim, Nord-Amir-Abad. In dem war ich selbst nicht, habe aber nur schlechtes gehört.

Einige Studenten haben auch bei Freunden gewohnt, was aber nicht legal ist.

Gibt es eine Kantine mit kostengünstigem Essen am Institut?
Wie hoch sind Kosten für Lebensmittel und den sonstigen Lebensunterhalt?

Am Dehkhoda gibt es keine Kantine. Es gibt einen kleinen Laden mit Fertigessen und Snacks sowie Tee und Kaffee. In direkter Nachbarschaft ist ein guter Italiener mit angeschlossenem Café und leckerem Eis.
Ich habe im Iran ziemlich sparsam gelebt, dass heißt mich immer selbst gekocht und bin selten Essen gegangen.
Hier ein paar ungefähr Preisrichtigwerte:
Im Restaurant, Imbiss, Café (Zentrum):

      Falafel 25.000 Rial (0,60€)

 

      Hamburger 30.000 Rial (0,75€)

 

      Kebab 80.000-160.000 Rial (2-4€)

 

      Ash 50.000 Rial (1,25€)

 

      Essen im Restaurant ca. 200.000 Rial (5€)

 

      Kaffee 100.000 Rial (2,50€)

 

    Milchschake 140.000 Rial (3,25€)

Und für Gemüse (Zentrum, je kg) !Achtung, schaut euch mehrere Händler in der Nachbarschaft an, denn die Preise können sehr stark variieren (bis zum Doppelten!):

  • Tomaten 15.000 Rial (0,37€)
  • Zwiebeln 10.000 Rial (0,25€)
  • Kartoffeln 12.000 Rial (0,30€)
  • Zucchini, Aubergine 30.000 Rial (0,75€)
  • Reis 60.000 Rial (1,50€)
  • 500g Nudeln 20.000 Rial (0,50€)
  • Brot Lavash 8,000 (0,20€), Sanggak 15.000 Rial (0,37€)
  • Dough (ähnlich Ayran/Kefir/Buttermilch) 28.000 Rial (0,70€)
  • Orangen 55.000 Rial (1,28)
  • Äpfel 50.000 Rial (1,25€)
  • Granatäpfel 60.000 Rial (1,50€)

Die Preise sind – abgesehen von Gemüse und Obst – IMMER auf den Verpackungen gedruckt. Ihr könnt also nicht über’s Ohr gehauen werden.

Wie ist das Internet und das Telefonieren?

Ich habe mir eine Irancell SIM-Karte gekauft. Dazu noch 50GB Internet, die 750.000 Rial (17,50€) gekostet haben und 3 Monate lang gültig waren. Die Geschwindigkeit variierte jedoch stark: Von Komplettausfall (ca. 5% der Zeit) bis 1MB/s ist alles drin.
Die Kosten für Telefonieren sind ziemlich günstig. Gespräche ins deutsche (oder europäische) Festnetz betragen ca. 3 Cent/Minute.
Facebook, Twitter und eine andere Seiten sind gesperrt. Man braucht also ein VPN-Programm. Ich kann hier leider keines nennen, da ich das von meiner Uni genommen habe. Für Smartphones gibt es aber Psiphone, das hatte ich auch installiert.
Da man oft nach der Nummer gefragt wird und zum Vorbeugen von Anrufen um 3 Uhr nachts, ist es von Vorteil, wenn man sich ein Zweithandy mit Zweitnummer zulegen, die man weitergibt.

Wie verhält es sich generell mit Restriktionen?

Ausländer können sich relativ frei bewegen. Man steht meistens sofort im Mittelpunkt und wird überall angestarrt und oft angesprochen – im Bus, in der Metro, auf der Straße.
Auch wenn ich Persisch lernt, kann ich nur empfehlen in brenzligen Situationen so zu tun, als ob ihr nur Englisch sprecht: Das können die meisten Polizisten nicht und geben nach meiner Erfahrung dann schnell auf.
Die Dehkhoda-Regularien schreiben vor, dass jedes Verlassen Teherans angemeldet werden muss. Das ist aber umständlich und ich habe es nur ein einziges Mal gemacht. Generell hat sich damals soweit ich weiß niemand so einen offiziellen Reisezettel geholt hat.
Generell kann ich den Tipp geben, gesunden Menschenverstand walten zu lassen; gepaart mit Offenheit, intelligenter Regeldehnung und Entdeckergeist hat man dann eine wunderbare Zeit im Iran.

Wie soll man sich Frauen gegenüber verhalten?

Respektvoll, wie denn sonst?
Natürlich ist es kein Problem, Frauen anzuschauen, anzusprechen oder Fotos zu machen. Jedenfalls in den Städten. Ihr werdet die Reaktionen der Frauen auf Ausländer schon schnell genug mitbekommen. Es gibt wirklich keinen Grund irgendwelche Ängste zu haben.
Manchmal ist es mir passiert, dass sich Frauen, wenn ich Informationen brauchte, wegdrehten oder mit merkwürdigem Gesichtsausdruck schnell weiterliefen, das ist aber wirklich die absolute Ausnahme.