Woche 5 – Teil 1/1

Tag 32, 21.2, Samstag

Ich traf mich abends mit Zari und Saba im Café am ASP-Gebäude. Roman musste auch dorthin, also fuhren wir zusammen und ich kam eine Stunde zu spät. Danach sind Zari und Saba mit mir noch ein bisschen herumgefahren und beim Hören von Queens „The Show Must Go On“ (Die Show muss weitergehen) stellten wir fest, dass dieses Lied eigentlich die inoffizielle Hymne des Iran sein sollte.

Tag 33, 22.2, Sonntag

Roman, Tobias und ich sind ins Teppichmuseum gegangen. In der U-Bahn wurde ich dann das erste Mal auf Hitler angesprochen. Ein Junge aus Baluchestan, sagte, er möge Hitler bzw. Hitler sei wie ein Freund. Ich erwiderte, Hitler sei scheiße und ich möge ihn nicht. Das machte ihn sauer und als Tobias ihn auf Deutsch sagt, er möge die Klappe halten (in dem entsprechenden Ton), tat der Junge so, als ob er sich mit uns prügeln wolle.
Auf dem Weg ins Museum wurde Tobias fast von einem Motorrad-Räuber überfallen. Dieser stand einige Zeit auf seinem fahrbereiten Gefährt, was mich wunderte, und fuhr dann mit hoher Geschwindigkeit auf uns zu. Erst dachten wir, er traf Tobias aus Versehen, aber er wollte sich wohl die Tasche krallen.
Das Museum wurde von unserem anderen Zimmerkollegen Arne als langweilig tituliert, war aber gar nicht so schlimm.
Beim Gehen fiel uns dann auf, dass zwei Tage später im Museum für Zeitgenössische Kunst Teheran Ausstellung eines gewissen Otto Piene eröffnet werden sollte. Tobias wollte sich die Vernissage nicht entgehen lassen und am nächsten Tag nach Details fragen.

Tag 35, 24.2, Dienstag

Es war der Tag der Otto-Piene Vernissage. Wir trafen uns dort um 17Uhr, Roman war jedoch verspätet. Wir hatten nichts gegessen, da wir auf ein kleines Bankett hofften. Stattdessen wurden gegenseitige Beweihräucherungsreden eines iranischen Kunstprofessors, eines Vizeministers, des deutschen Botschafters und des Chefs der Nationalgalerie dargeboten. Das Ganze ging geschlagene zwei Stunden.
Am Ende wurde dann noch musikalische Beiträge vorgetragen, was einigermaßen gut war.
Das Bankett bestand dann aus Wasserflaschen, Pulverkaffee und Gebäck – besser als gar nichts.
Während Tobias – er war im Anzug gekommen – von einer Frau angequatscht wurde, wie toll denn die Ausstellung sei und sich überschwänglich bei ihm bedankte (er hatte allerdings rein gar nichts mit der Organisation der Ausstellung zu tun), wurde ich von Kunststudenten porträtiert.