Tag 13, 2.2, Montag
Mit Anahit, Zhihui und noch zwei anderen Russen (Jenja und Alexander) bin ich zur ehemaligen Amerikanischen Botschaft gefahren, um Fotos zu machen und das Museum anzuschauen. Es ist nur einmal im Jahr, nämlich in den zehn Tagen vor dem Tag der Islamischen Revolution am 11. Februar, geöffnet. Die Fotos konnten wir machen. Den Eintritt von 7 Dollar bzw. einer Million Rial, was paradoxerweise dann 29 Dollar sind, wollten wir aber nicht zahlen (wir hatten keine Dollar bei uns, denn 7$ sind schon OK).
Also sind wir essen gegangen und ein bisschen durch die Stadt getingelt. Erst zu einem zoroastrischen Tempel, der aber schon geschlossen hatte und anschließend zu armenischer Kirche. In diese konnten wir aber auch nicht hinein, weil gerade Renovierungsarbeiten durchgeführt wurden. Also sind wir etwas ziellos durch die Stadt gelaufen, vorbei an der russischen Botschaft, die auf einem gigantischen Gelände ist. Es ist bestimmt doppelt so groß wie das in Berlin.
Wieder mit einem Ziel vor Augen sind wir zum Armenischen Klub, in dem auch Alkohol getrunken werden kann. Dann an einer Kunstgalerie vorbei, wo auch eine wohl bekannte iranische Schauspielerin drinnen war. Kurz bevor wir mit der Metro nach Hause fuhren, sind wir noch an einem Laden vorbei gegangen, in dem sich Zhihui einen Umhang nach beluchischer Art (Beluchistan ist das Grenzgebiet zwischen Iran, Afghanistan und Pakistan, sprich eine sehr sichere Gegend) kaufte.
Tag 14, 3.2, Dienstag
Der Dienstag muss ein unspektakulärer Tag gewesen sein, d.h. unspektakulärer als sonst. Ich weiß gar mehr, was ich gemacht habe. Roman und ich haben einen neuen Weg zum Wohnheim ausprobiert, der über eine langezogene Parkanlage führt.
Tag 15, 4.2, Mittwoch
Am Morgen war die Smogglocke, unter der Teheran fast tagtäglich eingezwängt ist, sehr gut zu sehen.
Nach dem Unterricht bin ich zu einem Flughafen im Südosten der Stadt gefahren, weil ich dachte, er wäre nicht mehr in Betrieb. Allerdings musste ich feststellen, dass dort die iranischen Luftwaffe residiert – etwaiges Herumstromern hatte sich daher zwangsläufig erledigt.
Am Abend hatte ich mich zu einem Interview bereit erklärt. Mir lagen jedoch keinerlei Informationen darüber vor, es sollte ein Filmprojekt von iranischen Studenten sein. Es stellte sich dann aber schnell heraus, dass die Eingangsfragen zu uns nur eine Maskerade waren und es vielmehr um den Islam und Gewalt usw. ging. So waren die Fragen zum Beispiel, wie sich unser Bild des Islam vor und während unseres Aufenthalts im Iran gewandelt hätte. Es wurde auch eine deutsche Studentin befragt, aber wir waren die einzigen.
Zum Schluss sollten wir einen Brief des Obersten Geistlichen Führers der Islamischen Republik Iran (Ayatollah Khamenei) vortragen. Daher bin ich mir ziemlich sicher, dass das Material als Propaganda genutzt wird. Doch ich kann nicht leugnen, dass ich in einigen Punkten dem Inhalt zustimme.
Immerhin haben wir eine Rose als Dankeschön bekommen. Dafür halte ich doch gerne als Propagandaverbreiter hin. Mal schauen, was letzten Endes dabei herauskommt. Ich werde das Resultat dann, je nach Peinlichkeitsgrad hochladen.