Tag 75, 2.5, Samstag
Es war Nationalfeiertag, darum hatte ich keine Schule. Gemacht habe ich aber nicht viel. Zusammen mit Zhihui und ihrer Mitbewohnerin Feyza bin ich einen Kaffee trinken gegangen.
Außerdem herrscht in Teheran zu dieser Jahreszeit eine extreme Mückenplage. Obwohl die Luft sehr trocken ist und kaum stehende Gewässer vorhanden, schaffen es die Ausgeburten des Teufels doch sich rasend schnell zu vermehren. Im Gegensatz zu den Iranern sind diese auch flink und wendig und scheinen schon Sekunden vorher zu wissen, dass man sie erschlagen möchte; gierig nach Blut sind sie außerdem.
Jedenfalls kann ich mich noch nicht einmal vollständig in meinen Schlafsack verkriechen, weil die Viecher trotzdem irgendwelche Lücken finden. So musste ich hinnehmen, dass eines Morgens mein kompletter Unterarm mit kleinen Hügelchen versehen war. Glücklicherweise jucken die Mückenstiche nicht.
Tage 76-79, 3.5-5.5, Sonntag-Dienstag
Wieder eine normale Schulwoche, in der die Lehrerin mir wieder mehrmals mitteilte, dass mein Niveau für Deutsche ungewöhnlich (schlecht) ist. Was sie dabei aber außer Acht lässt, dass 90% der Deutschen von ihrem Studiengang aus in den Iran fahren und schon in Deutschland Sprachkurse belegt haben. Ich hingegen, wie Tobias auch, sind blutige Anfänger und dementsprechend schlecht oder auf dem Niveau der anderen.
Am Montag sind wir in den iranische Ableger der französischen Supermarktkette Carrefour (Hyperstar) gegangen. Yang hatte davon gehört und wir brauchten eh eine Menge Dinge. Der Markt ähnelte wirklich den „westlichen“ beziehungsweise „normalen“ Riesensupermärkten, wie Kaufland oder real oder Metro. Die Bierabteilung ist natürlich lächerlich und irgendwann wurde ich auch darauf hingewiesen, dass das Schießen von Fotos verboten sei.
Tage 80-82, 6.5-8.5, Mittwoch-Freitag
Das Wochenende nahte und eigentlich wollte I. nach Teheran kommen und die Buchmesse besuchen. Daraus wurde aber nichts. Ich musste aus Teheran raus und mit Hilfe von der Satellitenansicht von Google Maps wählte ich ein Tal im Nordosten aus. Nach dem Unterricht brach ich dann nach Kalugan auf, was ich mit Metro, Bus, ein paar Kilometern zu Fuß und 25km per Anhalter erreichte. Im Dorf angekommen kletterte ich bis zur Dämmerung herum, um eine einigermaßen gute Stelle für mein Zelt zu finden. Das ich aber mitten im Gebirge war, konnte ich es logischerweise nur Behelfsweise aufstellen und hatte Glück, dass es die Nacht nicht regnete. Abgesehen von ein paar anderen Unannehmlichkeiten, genoss ich es, in sicherer Entfernung vom 14 Millionen Moloch zu sein.
Am Donnerstagmorgen habe ich dann alles wieder zusammengepackt und bin zurück. Etwas niedergeschlagen bin ich am Abend mit Frisco, Yang und einem anderen Dehkhoda-Studenten in ein Kaffee. Später kamen noch eine Iranerin und Zhihui dazu.
Am Freitag um 10 Uhr bin ich dann zum Gottesdienst der evangelischen Gemeinde in Teheran (
Als ich dann wieder zurück in Enghelab war, pilgerten die Iran gerade zum Freitagsgebet oder zur Freitagsansprache an der Universität Teheran. Die Hauptstraße war für Autos gesperrt und vereinzelt waren wieder die „Tod Amerika/Israel“-Schilder zu sehen.